Iran November
Der alte Monat ging spannend zu Ende.
Der neue Monat fängt feucht an. Da es in der Nacht ein wenig durch die Luke getropft hat (es hat lange nicht geregnet), wird heute repariert. Eine Ecke der Dachluke ist gerissen und das Wasser hat sich seinen Weg gesucht. Auch im Bad sind neben der Toilette ein paar kleine Undichtigkeiten zu beheben.
Jan versucht die oxidierten Batteriepole zu retten dabei bricht der schon reparierte Pol ab, also ist die Batterie eigentlich hinüber. Wir beschließen neue zu besorgen. Jan kauft 2 x 100 Ah Batterien wartungsfrei zusammen für 136.- Euro. Die Batterien sind schnell eingebaut und wir beschließen gemeinsam zum Schlafplatz außerhalb der Stadt zu fahren. Dort hatten wir uns ja kennen gelernt und es war bis auf ein paar Besucher sehr ruhig. Wir grillen die Würstchen aus Shiraz. Wir hören gebannt den Geschichten von Jan und Mariska zu. In Marokko ist das Wohnmobil auf die Seite gefallen, mitten in Afrika ein schwerer Unfall und wir sehen Bilder von abenteuerlichen Pisten. Da kommen wir uns vor als würden wir mit einer Tupperschüssel auf einem Stellplatz am Rhein stehen.
Es wird Nacht und wer steht vor uns? Mal wieder die Polizei, sie wollen uns hier weg haben. Es kommen irgendwie immer mehr Beamte, auch in Zivil. Es wäre hier zu gefährlich, wir müssen weg. Jan bleibt ganz ruhig und erklärt den Beamten: “Hier nix Irak hier Iran, no Problem, we dont move, we are Tourists, not Terrorists“. Der eine Beamte erklärt uns, das Problem hat der zuständige Polizist, nicht wir, er muss auf uns aufpassen. Auch die Drohung wir werden verhaftet zieht bei uns nicht. Erst nach dem wir gar keine Anzeichen machen zu verschwinden wird beschlossen, ok, dann bleiben sie halt hier und die Versammlung von ca. 12 Polizisten löst sich langsam auf. Nicht ganz unbeteiligt war der plötzlich erschienene Tourguide von Jan, der Ihm ein Tag zuvor die Höhle in der Felswand gezeigt hatte. Er sprach einigermaßen englisch und hat übersetzt. Die Nacht wird sehr ruhig.
Am nächsten Morgen bekommen wir Tipps von Dubai und Oman sowie diverse Waypoints und verabschieden uns um in den Süden zu fahren. Der Abschied fällt uns schwer, es war eine tolle Zeit mit den beiden!
In Farrashband werden wir bei der Stellplatzsuche von Asghar aufgegriffen und zu einem Park gelotst. Dort wollen wir uns später mit ihm und seiner Frau treffen. Es kommt anders als gedacht, plötzlich stehen wir wieder in der Stadt und parken hinter einem großen Tor auf dem Lagergelände neben seinem Laden. Hinter Ino wird das Tor verschlossen und wir werden in die Wohnung eingeladen. Es gibt Obst, Tee und die Pizza ist auch schon da. Ohne die gleiche Sprache zu sprechen wird es ein kurzweiliger Abend. Nach dem Essen zeigen wir Asghar und seiner Frau Fateme den Ino. Sie wollen nicht wirklich wieder raus, es gefällt ihnen bei uns, erst als die ganze neugierige Familie langsam auf dem Hof eintrifft setzen wir uns gemeinsam auf eine Decke zwischen Toiletten und Wasserrohren, erzählen und trinken Tee. Der Abend war sehr nett und meine Knie werden sich sicher irgendwann erholen. Am nächsten Morgen, nach dem gemeinsamen Frühstück, schauen wir uns den gut sortierten Laden an, machen einen Besuch beim Nachbarn und bewundern sein schönes Haus. Hupend verabschieden wir uns von der Familie.
Weiter geht es durch eine sehr schöne Bergwelt Richtung Küste. Der Palast des Ardeshier in der Nähe von Firuzabad ist beeindruckend, die teilweise erhaltenen Gewölbe riesig und gilt als Prototyp für die Bauweise der Kuppelbauten nach persischem Muster. Ja wir haben schon wieder Eintritt bezahlt, diesmal aber mit der Visitenkarte des IDEM Mercedes Mitarbeiters von Tabriz den sehr günstigen einheimischen Tarif (15000 Rial), warum kam ich da nicht früher drauf?
Ein Abstecher zum Grand Canyon zeigt die Schönheit dieser Landschaft.
Wie transportiert man 8 Meter Eisen auf einem Pickup? Drauflegen und losfahren, die sind sowieso zu lang, daheim angekommen passen sie sicher!
Unterwegs verlassen wir die Straße um an einem Bach zu übernachten. Wir sind ganz alleine und es wird eine der ruhigsten Nächte im Iran.
28°39'56''N 52°26'21''O
Heute geht es zur Küste. In Siraf stellen wir uns an einen kleinen Park am Strand. Der Motor ist noch nicht aus und schon wieder diese Uniform. Wir sollen mitgehen um eine Kopie der Pässe zu machen. Ellen will nicht, so gehe ich alleine zur 100 Meter entfernten Polizeistation. Im Büro werde ich nach Fußball und allem möglichen gefragt. Ich soll umparken um vor der Polizei zu stehen, was ich aber ablehne, da der Iran ja sicher ist und wir neben Bäumen im Schatten stehen können. Heute waren es ca. 34° im Schatten, schon wieder Tauwetter für Dicke. Die Nacht bringt dann 26°, Ellen freut sich langsam das Kopftuch und die Kleidervorschrift ablegen zu können.
Am Abend lernen wir eine nette Familie kennen, sie picknicken neben uns, später werden wir mit Trockenobst und eine Art getrockneten Joghurt beschenkt.
Das mit der Polizei ist manchmal anstrengend, andererseits fühlen wir uns immer sicher in diesem Land.
Kaum sind wir am nächsten Tag draußen, bekommen wir 2 Teller mit Essen gereicht. Die Familie sitzt direkt vor dem Ino im Park. Wir nehmen eine Decke und setzen uns in die Nähe. Welch eine Gastfreundschaft! Am Nachmittag lernen wir Sohrab kennen, er spricht ganz gut englisch und so unterhalten wir uns sehr nett. Ob wir schon die alten Zisternen besucht hätten? Wir wussten gar nicht, dass es so was hier gibt. Also fahren wir mit seinem selbst ausgebauten Iveco (einer von etwa 12 Womos im Iran) auf die andere Seite vom Ort und besteigen die in den Fels gehauenen Becken zur Wasserspeicherung. Zwischen den ganzen Becken gibt es immer wieder sehr tiefe Wasserschächte. Eine imposante Kulisse, zumal in unserem Reiseführer nicht beschrieben.
Am nächsten Morgen fahren gemeinsam zur Tankstelle und können mit Sohrab's Karte 100 Liter für 8 Euro tanken. Wir verabschieden uns und fahren an einem riesigen Industriepark vorbei. Asalouyeh ist eine Sicherheitszone und die Polizei nimmt unsere Daten auf. Durch wunderschöne Landschaften, am Strand entlang folgen wir der Küste nach Süden. Wir finden keinen geeigneten Platz uns so verziehen wir uns links der Straße hinter einen kleinen Hügel und es wird eine sehr ruhige Nacht.
Es geht nach Bandar Lengeh. Leider haben wir kein Erfolg beim Ticketkauf, da nur Passagiere befördert werden.
Auf dem Weg nach Bandar Abbas kommen wire an einer Werft vorbei, echt spannend wie hier an den Holzbooten gearbeitet wird. Ich komme mir vor als wäre hier die Zeit vor 100 Jahren stehen geblieben.
In Bandar Abbas stellen wir uns an den Park, werden aber von Manizeh eingeladen um vor ihrem Haus zu schlafen. Sie kocht sehr gut und es gibt ein leckeres Abendessen in ihrem schönen Haus, daß Sie mit ihren Söhnen und ihren kranken Mann bewohnt. Die Söhne sind selbstständige Bauingenieure und haben nicht nur dieses Haus gebaut. Ein Aufzug mitten im Wohnzimmer verbindet die Etagen.
Seit dem wir die Küste erreicht haben ist es sehr heiß, auch nachts kühlt es kaum unter 30° ab. Wir schwitzen und versuchen mit trinken und einem Ventilator zurecht zu kommen.
Nach dem Frühstück fahren wir zur Schiffsagentur, leider ohne einen günstigeren Preis aushandeln zu können. Wir wechseln in der Stadt 1000 Euro zum Kurs von 38000 pro Euro und kaufen auf dem Markt ein. Einige Frauen vom Markt tragen Gesichtsmasken, was wir nur hier im Süden sehen können.
Über Nacht hat es sehr stark geregnet, die Straßen der Stadt stehen unter Wasser und es ist deutlich kühler geworden.
Heute wird ein Ticket nach Dubai gekauft. Über Nacht ist der Preis um 100 $ gesunken ??? (700 statt 800 $ für den Ino). Angeblich hat der Agent mit dem Chef telefoniert und einen Preisnachlass für uns bekommen.
Wir lernen Mia und Martin kennen. Sie sind mit ihrem T3 unterwegs nach Indien. Die nächsten Tage verbringen wir gemeinsam.
Am nächsten Morgen fahren wir in den Hafen um zu verschiffen. Jürg, Hans und Mathias mit ihren 2 Toyotas aus der Schweiz wollen auch nach Dubai und fahren später mit uns zum Park. Der Agent Siroos erledigt den Papierkram für uns. Als fast alles erledigt ist erklärt uns Siroos, dass heute kein Schiff geht, es liegt am schlechten Wetter. Wir sollen am Samstag oder Montag verschiffen, mal sehen.
Manizeh nimmt die 3 Schweizer und Lukas, der 19 jährige ist mit seinem Rucksack auf Weltreise, mit und gibt ihnen ein freies Appartement.
Wir wollen noch volltanken, eine Tankkarte haben wir nicht, ohne diese gibt es kein Diesel. Manchmal hat der Tankwart eine Tankkarte, jetzt nicht. Wir finden an der Tankstelle mehrere nette LKW Fahrer, die uns auf ihre Karte tanken lassen, zusammen 207 Liter 17 Euro, das geht doch oder?
Der Strand in Bandar Abbas lädt bei Niedrigwasser zum fahren ein. Der Sand trägt und so stehen wir neben einem Schiff auf dem gerade gearbeitet wird.
Wir überbrücken die Wartezeit bis das Schiff geht mit einem Besuch im etwa 50 Kilometer entfernten Thermalbad.
Ein Plattfuß auf der Rückfahrt kann unsere Gruppe nicht aufhalten. Die Tochter einer Freundin von Manizeh durchfährt als einzige auf der Autobahn ein Wasserloch. Felge krumm, Reifen defekt.
Es ist Sonntag und wir sind immer noch im Iran. Morgen soll das Schiff tatsächlich auslaufen. Wir vertreiben uns die Zeit mit spannenden Leuten im Park von Bandar Abbas.
Montag 10 Uhr sind wir im Hafen. Es haben sich zwischenzeitlich einige Traveller eingefunden, da das Schiff 2 x ausgefallen ist. Mr. Siroos kümmert sich um die Dokumente. Wir warten. Die Fahrzeuge stehen vor dem Schiff und wir im Wartebereich. Irgendwann ist alles fertig und wir werden mit Ausreisestempeln zu den Auto's gelassen.
Das Beladen gestaltet sich sehr schwierig, da das Schiff durch die Gezeiten deutlich höher liegt als die Laderampe. Mit 6 Stunden Verspätung, kurz vor 3 Uhr legt das Schiff vollgeladen ab. Wir versuchen im Ino zwischen 2 laufenden Kühlaggregaten zu schlafen. Nach ein paar Stunden Schlaf gehen wir an Deck, wo die meisten Traveller sind. Es sind inzwischen etwa 20 Personen aus Deutschland, Schweiz, Frankreich und Österreich, die mit ihren Fahrzeugen unterwegs sind. Es gibt viel zu erzählen bis gegen Mittag die ersten Fahrzeuge vom Schiff können. Die Laderampe ist wieder zu hoch, sodass nur Offroader oder LKW's heraus fahren können.
Keine von uns hätte gedacht, dass wir jetzt den aufregendsten Tag unserer Reise erleben werden. Der erste Punkt im Hafen ist der Reederei Agent. Die meisten bezahlen die Gebühren und das Ticket für das Auto. Wir hatten das Ticket schon in Bandar Abbas bezahlt, sollen jetzt aber noch einmal 700$ bezahlen. Das wollen wir natürlich nicht! Es wird telefoniert, Ausreden gesucht warum wir noch einmal bezahlen sollen aber es gibt keine Klärung. Andere mischen sich ein aber alles hilft nichts, ein Franzose hat auch viel Stress mit dem Agenten. Ich werde recht laut und mache klar, dass ich keinen Cent bezahle. Es vergehen Stunden, man fühlt sich echt hilflos. Irgendwann gehen wir zum Kapitän des Schiffes mit der Bitte zu schlichten. Er schaut sich die Quittung an und telefoniert mit dem Agenten in Bandar Abbas. Erst als er ihm deutlich erklärt, hier muss ein Fehler vorliegen, scheint sich etwas zu tun. Der Kapitän geht mit uns in das Büro und wir freuen uns, dass er auf unserer Seite ist. Das Blatt wendet sich und die 700$ sind vom Tisch. Das hat echt Nerven gekostet, und jetzt geht es erst los!
Gemeinsam fahren wir zur Röntgenanlage und dort werden wir mit weiteren Papieren versorgt. Wir fahren zur Ausfahrt und stellen die Fahrzeuge dort ab. Im benachbarten Gebäude werden weitere Hafengebühren fällig, vorher können wir am Automaten Geld ziehen. Am Schalter gegenüber gibt es noch eine Station. Eigentlich wissen wir nicht wie es weitergeht, den Laufzettel haben wir nicht der Reihenfolge nach erledigen können. Wir müssen jetzt noch zur Yard 6 dem Schalter wo es zum Schluss den Durchfahrtspass gibt. Als wir den in den Händen haben ist es spät abends, alle Schalter haben direkt hinter uns geschlossen. Wir hätten etwas Geld sparen können, wenn wir am nächsten Vormittag alles erledigt hätten, ab 14.00 Uhr sind die Preise im Hafen höher. Nebenan gibt es den Duty Free Shop. Wir wollen nicht ohne Bier aus dem Hafen fahren! Wir decken uns ein und verlassen ohne weitere Kontrolle das Hafengelände.
Wir fahren etwa 2,5 Kilometer zum nächsten Strand und treffen alle Reisenden vom Schiff wieder. Es wird ein ruhiger, netter Abend.
Am Morgen stürzen wir uns in die Fluten, ok das Wasser ist sehr ruhig, wir genießen es zusammen baden zu können. Es geht weiter nach Dubai. Was für eine Welt, Hochhäuser, Strassen so breit wie mehrere Autobahnen nebeneinander. Unterwegs fallen uns die vielen neuen teuren Luxusautos auf. Wir fühlen uns mit unseren 30 Jahre alten Autos ein wenig fehl am Platz, ich komme mir vor als wäre ich nicht mit einer Fähre sondern in einer Zeitmaschine in die VAE gereist.
Wir sind in Dubai!!!
Mich haben schon immer Bilder von Overlandern vom Strand von Dubai fasziniert!!!
Jetzt stehen wir selber hier!!!!
Tief beeindruckt erreichen wir den Strand von Jumeira und stellen uns hinter die Sunset Mall.
25°10'60''N 55°13'23''O
Wir fahren mit dem Ino zur Dubai Mall und machen einen Spaziergang durch die Superlative. Außerhalb schauen wir uns den See mit dem über 800 Meter hohem Burj Khalifa an. Es ist alles sehr teuer und wir wollen und können hier nichts ausgeben. Wir fahren weiter zum Dragon Mart. Ein 1,5 Kilometer langer Asia Markt voller kleiner Geschäfte in denen es fast alles gibt. Wir sind recht spät dran und wollen nochmal wiederkommen. Auf der Heimfahrt kommen wir in die Rushhour. Unglaublich, es geht nichts, wir stehen an einer Ampel, sie wird 4 x grün und nicht passiert. Durch kleine Straßen schlängeln wir uns zum Strand zurück
Wir holen Trinkwasser, welches in gekühlten Zapfanlagen in kleineren Mengen kostenlos zur Verfügung steht. Auf dem Weg zum Supermarkt finden wir ein wenig Internet und werden im Anschluss vom Emirati Al Bawardi am Strand mit zwei Autos abgeholt und zur Altstadt gefahren. Er war schon am Morgen da und hat uns ein Teller voll Frühstückshäppchen gebracht. Mit Mia und Martin sowie mit Michi und Micha fahren wir zum alten Haus unseres Gastgebers. Wir besichtigen 2 Museen und sehen Bilder vom alten Dubai. Vor 50 Jahren war Dubai ein Fischerdorf wie es sie zu tausenden auf der Welt gibt. Unglaubliche Geschichte, innerhalb eines halben Jahrhunderts wurde hier eine komplett neue Welt geschaffen.
Dubai ist sehr speziell. Im Moment finden jeden Tag mehrere Veranstaltungen statt.
Beim National Sports Day fahren wir, auf eine Einladung hin, in der Parade mit bis zum Hafen. Alle roten Ampeln werden ignoriert und wir stehen plötzlich vor den dicksten Jachten im Hafen. Es findet eine Show an Land auf dem Wasser und in der Luft statt. Der Brabus Mercedes mit 1000 PS mit der Nummer 4 auf dem Kennzeichen gehört der viert wichtigsten Person in Dubai. Mit kleinen Köstlichkeiten und einer Ehrung der Sportler geht der Tag langsam zu ende.