Chile, Argentinien, Chile im April

 

Aktualisierung 24.04.18

 

Unterwegs halten wir an einem Wasserfall, nicht wirklich hoch aber die Wassermenge ist beachtlich. Über eine gut ausgebaute Straße, später über Pisten geht es in die Berge. Die Landschaft ändert sich. Die Gegend wird trockener, die saftigen Wiesen verschwinden, hier fällt eindeutig weniger Regen. So trocken sieht es eigentlich erst hinter den Anden auf der argentinischen Seite aus. 

 

 

Irgendwann kommen wir wieder auf die 181CH. Kaum sind wir auf dem Teer, entdecken wir ein Volksfest, „Fiesta del Pinon“, Pinos sind die Früchte/Samen des Araukarien Baumes. Wir probieren sie auch gleich! Es ist eine Art Kastanie zumindest ist der Geschmack ähnlich (sie sehen wie Blüten mit essbaren Inhalt aus). Die Besucher kaufen sie in großen Tüten oder frisch gekocht aus dem Topf. Wir schlendern über das Fest Gelände und werden schnell fündig. Nach den Pinos gibt es erst mal einen leckeren Spieß und ein Fladen Kartoffelteig mit diversen Gewürzen, beides sehr lecker. Das frisch gezapfte Bier schmeckt auch super. Es gibt jede Menge zum gucken und satt werden wir auch. Nebenan findet das Rodeo statt. Wir schauen den Künsten der Reiter ein wenig zu bevor wir wieder in die Berge fahren.

 

 

An Lonquimay vorbei geht es zum gleichnamigen Vulkan. Wir fahren durch den längsten Tunnel Südamerika´s. Etwa 4,5 km lang, einspurig, 0 Sicherheitsvorkehrungen...

Die Straße schlängelt sich in die Höhe, es wird immer karger bis wir nur noch von Lava umgeben sind. Wir fahren am Vulkan vorbei und stellen uns an einen Aussichtspunkt zum Übernachten. Welch ein landschaftlicher Unterschied innerhalb ein paar Kilometern.

 

 

Zurück im Tal ist das Weingut Vina Chillan unser nächstes Ziel. Ein Haus wie in der Toskana umgeben von Weinstöcken. Auf 22 ha wächst hier der Wein. Das schweizer Ehepaar besitzt auch in der Schweiz ein Weingut und wir bekommen von der frisch ausgelernten einundzwanzig jährigen Winzerin Geraldine aus der Schweiz eine Führung. Sie arbeitet hier ein paar Monate und geht dann wieder zurück in die Schweiz. Sie führt uns durch das Weingut, erklärt uns alle Reben und worauf es bei der Herstellung ankommt. Zum Abschluss gibt es noch eine Weinprobe, die Weine sind nicht ganz unser Geschmack. 

 

 

Wir fahren nach Chillan und gehen durch die Stadt spazieren. Wir wollen in die Markthalle mit ihren vielen Ständen. Wir finden eine Scotia Bank und können wieder kostenlos Geld ziehen. Auf dem Rückweg kaufen wir ein Kilo Blaubeeren für 1200 Pesos(1.60 €). Weiter geht es zum Jumbo Supermarkt. Ein riesiger Markt, neu und aufgeräumt. Viele deutsche Produkte in den Regalen erstaunen uns. Der Ino ist jetzt voller Lebensmittel und wir wollen weiter zu Schorsch und Cecy. Etwa 50 km außerhalb der Stadt wohnen die beiden in einem Waldstück. Sie haben das Grundstück gepachtet und ein Haus gebaut. Der Landbesitzer hat eine kleine Brauerei und wollte eine Art Alters-WG hier gründen. Wir reden bis in die Nacht mit den beiden und hören die spannenden Geschichten vom Leben.

Unser Küchenfenster ist defekt, der Rollo fällt auf einer Seite runter. Ich baue den Rollo aus und stelle fest, dass ein Seil im Rollo gerissen ist. Mit Schorsch fahren ich in die 3 km entfernte Kleinstadt und wir bekommen tatsächlich genau das richtige Seil. Nach ein paar Tagen zieht es uns weiter, vielen Dank Schorsch und Cecilia für eure Gastfreundschaft und die super Pizza!

 

 

Über die Autobahn und anschließend Landstraße fahren wir zur ehemaligen Colonia Dignidad die heute Villa Baviera heißt. Im März hatten wir Manfred und Edeltraud besucht, die den größten Teil ihres Lebens hier verbracht haben. Wer mehr über diese deutsche Siedlung um Paul Schäfer wissen möchte findet im Internet genug schreckliche Geschichten.

Wir treffen die Overlander Rainer und Dragica aus Hamburg am Eingang.

Die ganze Anlage macht einen sehr gepflegten Eindruck, Kinderspielplatz, ein Schwimmbad und einige Gebäude sind im Zentrum zu sehen. Im kleinen Laden werden selbst hergestellte Produkte angeboten. Gemeinsam schauen wir uns um und unterhalten uns lange mit Erika Tymm. Sie ist mit dem ersten Schiff 1962 als zweijährige hier angekommen. Wir hören unglaubliche Geschichten, positiv wie negativ. Sie macht mit uns am nächsten Tag eine Tour durch die Anlage. Im Museum erklärt sie uns nicht nur das Leben hier sondern spricht auch viel über Privates. Die Geschichten würden Bücher füllen. Am Nachmittag besuchen wir noch Erdi (Werner) und seine Frau in der Gärtnerei. Auch sie waren mit dem ersten Schiff gekommen. Sie erzählt aus ihrem Leben unter der Herrschaft von Paul Schäfer und zeigen uns voller Stolz ihre Gärtnerei. Wir kaufen leckeren Apfelsaft und einige Gewürze.

Es berührt uns stark, wenn Erwachsene uns über das Erlebte erzählen. Eingesperrt, isoliert nach Geschlecht und Alter, schuften im Kindesalter, Prügelstrafe und Elektroschocks, alles um den schon in Deutschland verfolgten pädophilen Paul Schäfer. Es gab eine Krankenstation für die Menschen in der Umgebung, was immer einen guten Eindruck hinterließ.

Wir sind sprachlos.

 

 

So langsam müssen wir aus Chile ausreisen, die drei Monate sind fast um und hier gibt es eine schöne Möglichkeit die Anden zu queren. Über den verschneiten Pass El Pehuence mit wunderschönem Panorama fahren wir nach Argentinien. Unten angekommen entscheiden wir uns die alte Routa 40 zu nehmen. Wir tanken noch ein wenig und starten die 160 km Offroad Piste nach Norden. Die Routa 40 muss wohl mal in ganz Argentinien so ausgesehen haben. Jetzt ist es eine einsame Piste durch die Steppenlandschaft, wir sehen kaum Reifenspuren. 

 

 

In Mendoza haben wir uns mit Ute und Jens auf dem Campingplatz verabredet. Wir unternehmen zusammen einiges in den nächsten Tagen, als erstes steht eine Weintour auf dem Programm mit einem Besuch einer Olivenöl-Fabrik. 

 

 

Am nächsten Tag packen wir die Ina aus und machen die Stadt unsicher. Unsere kleine Honda freut sich, wieder mal unterwegs zu sein, das hat sie schon länger nicht gemacht. Mendoza gefällt uns, die Straßen sind fast alle mit großen Bäumen gesäumt, viele Plätze laden ein zum verweilen und Leute gucken. Die Innenstadt lässt sich auch zu Fuß erlaufen. Jens und Ute müssen langsam Richtung Osten um ihr Womo wieder nach Hause zu verschiffen, wir hatten ein paar echt nette Tage.

 

 

Bevor wir Mendoza verlassen treffen wir Thomas und Christin, die auf der Durchreise sind. Gemeinsam besuchen wir die Großmarkthalle und sind kaum zu bremsen bei so einem riesen Angebot. Wir müssen uns allerdings etwas zurückhalten, da wir bald über die Grenze nach Chile wollen und die Grenzer nehmen uns alle frischen Lebensmittel ab. Nach einem gemeinsamen Bier trennen sich wieder unsere Wege, aber wir sehen uns sicher wieder.

Doch einen Punkt wollen wir uns noch anschauen. Martin, der Schweizer hat uns vom Walter und seinen VW Bussen erzählt. Am Stadtrand von Mendoza ist sein Anwesen und wir werden gleich zum Abendessen eingeladen. Etwa 25 Leute sitzen am Tisch, Traveller aus der ganzen Welt, die Walter kostenlos bei sich aufnimmt. Gegen etwas Hilfe auf dem Hof ist jeder willkommen. Wir verbringen dort zwei Tage und treffen viele spannende Menschen. Walter mitten im Chaos aber maximal entspannt. Patricia und ihr wunderschöner T1 Bus stehen hier schon seit zwei Wochen. Ihr Mann ist unterwegs Ersatzteile besorgen, währenddessen hilft Patricia wo sie kann. Ellen hilft ein wenig beim fliesen der neuen Dusche und Toilette, ich schaue mir mit Martin einen Bus an der nicht anspringen will.

Ich muss auch etwas schrauben, die Toilettenkasette ist eigentlich nicht für Dauereinsatz geschaffen. Nach einigen Jahren ist der Schieber aufgequollen und muss repariert werden. Die lose Stelle wird abgeschnitten und mit flüssigem Kleber aufgefüllt und beigeschliffen.

Einige Reisende stellen Schmuck her und verkaufen ihn an Märkten. Adriana hat Ellen schnell ein paar Ohrringe gemacht. 

 

 

Es zieht uns weiter. Am Rio Mendoza bleiben wir und schauen den Sonntags-Ausflüglern zu. Am Abend wird es ruhig und wir kochen unsere Reste an Fleisch und Gemüse.

Von der Teerstraße geht es durch einen Torbogen auf die unbefestigte Passstraße. Immer wieder ist der Ausblick atemraubend schön. Auf etwas über 3800 Meter schraubt sich die Piste in engen Kehren hinauf. Der Redentor Pass trennt Argentinien von Chile. Die Abfahrt auf der chilenischen Seite ist steiler mit unzähligen Kehren. Die eine oder andere geht nur gerade so ohne zurückzustoßen (3,6 Meter Radstand). Auf der Teerstraße angekommen geht es weiter bergab in engen Kehren. Die Zollabfertigung findet für beide Länder von Argentinien kommend auf der chilenischen Seite statt. 

 

 

Wir fahren nach Los Andes und kaufen im Jumbo Supermarkt reichlich ein. Unglaublich, wie viele deutsche Produkte hier angeboten werden. Der Besitzer der Handelskette hat deutsche Wurzeln. Die netten Manager lassen uns gleich auf dem Parkplatz übernachten.

Am Nachmittag treffen wir Peter und Friedel auf dem Jumbo Parkplatz, vorher hatten wir schon Email-Kontakt. Wir unterhalten uns und werden spontan eingeladen und so folgen wir den beiden in die Berge zu ihrem Anwesen.

Die zwei Bayern leben seit vielen Jahren in Chile und haben sich hier ein kleines Paradies aufgebaut. Bis in die Nacht unterhalten wir uns bei dem einen oder anderen Bier. Wir bleiben und genießen die Gastfreundschaft mit netten Gesprächen und leckerem Essen (z.B. Leberkäs mit Bratkartoffeln und Spiegelei). 

 

 

Santiago und die Umgebung ist dicht besiedelt und so kommt es, dass der nächste Besuch nicht lange auf sich warten lässt.

In San Felipe treffen wir Pairoa und Carmen. Ihr Projekt kennen wir schon aus Deutschland. Pairoa postet in der Allrad Gemeinschaft regelmäßig Bilder von seinem 6x6 Projekt. Wir schauen uns in der Werkstatt den LKW an und gehen gemeinsam lecker essen. Pairoa ist sehr neugierig auf unseren Ino und so verbringen wir den Nachmittag im Ino. Zum Schluss mache ich noch ein paar Bilder von seinem, auch für deutsche Verhältnisse unglaublich aufwendig aufgebauten 6x6 MB LKW. Es wird sicher noch ein paar Jahre dauern bis die beiden losziehen können.

Jetzt geht’s nach Santiago.

 

 

Aktualisierung 29.04.18

 

Am Stadtrand von Santiago parken wir in einer ruhigen Straße. Wir laufen zur Metro und fahren in die Stadt. Am Schalter eine Karte kaufen und entsprechend der anstehenden Fahrten aufladen, so einfach ist das, obwohl ich ja lieber mit der Ina gefahren wäre. Nach dem Besuch von drei Markthallen, Vega Central, Mercado de Abastos und Mercado Central landen wir auf dem Plaza de Armas. Es macht Spaß das bunte Treiben zu beobachten. Ein Clown bringt viele zum lachen, wir finden ihn auch super!

 

 

Am nächsten Tag fahren wir wieder in die Stadt und treffen Rainer und Dragica, Gemeinsam laufen wir durch die Stadt und landen beim gleichen Lokal wie ein Tag zu vor im Mercado Central. Die Stadt gefällt uns, schöne Gebäude und Märkte, viel grün und jede Menge zu gucken. Nach einem halben Tag in der Stadt, einem leckeren Eis verabreden wir uns irgendwann weiter im Norden Südamerika's.

 

 

In Puerto Varas haben wir Francisco und seine Familie kennengelernt. Er stammt aus Deutschland und hat eine Werkstatt am Stadtrand von Santiago. Wir werden herzlich begrüßt und dürfen auf der Wiese vor Omas Haus parken. Alles ein bisschen chaotisch hier aber alle sind sehr, sehr nett! Francisco baut alle möglichen Achsen in alle möglichen Offroader, viele alte Toyos laufen mit seinem Motorumbau auf V8.

Ich wechsele das linke Lager der Fahrerhauslagerung, es ist ziemlich aufwendig. Kurz bevor es dunkel wird bin ich soweit fertig, morgen muss ich noch den Bremszug wieder einhängen. Francisco hat uns zum Essen in sein Haus neben der Werkstatt eingeladen, mittags gab es Reis mit Hackfleisch und Zucchini, abends Brot mit Wurst und Käse und Avocado. 

Am nächsten Tag fahre ich mit ihm einkaufen. 20 Liter Motoröl, Ölfilter, Keilriemen, Kartoffeln, Hühnerbrust und Speck für den nächsten Tag. Der Ino bekommt in den nächsten Tagen ein wenig Pflege. Leider sind auch ein paar Stellen angerostet. Francisco hat einen sehr intensiven Rostumwandler, der Rost ist erst mal gestoppt. Wir bereiten für unsere Gastgeber Schnitzel mit Bratkartoffeln, Francisco wünscht sich einen deutschen Nudelsalat, den er auch am nächsten Tag zum Asado (Grillen) bekommt. 

Ich kann noch einen zusätzlichen Halter für unseren losen Spritzschutz hinten aus Edelstahl anfertigen, der Nachbar handelt mit Edelstahl.