Südafrika Mai

 

Unser nächstes Ziel ist Namibia. Wer uns kennt, weiß das wir nicht besonders flott unterwegs sind. Die Westküste Richtung Norden, das ist der Plan. Unterwegs halten wir bei Motorhome World und kaufen einen Alu Winkel. Nebenbei bekommen wir eine Führung durch den Betrieb. Es stehen gleich mehrere 4x4 Iveco in einer Halle und bekommen eine Ausstattung nach Kundenwunsch. Das scheint hier neben den normalen Tupperschüsseln ein interessantes Geschäftsfeld zu sein.

Schon oft haben wir hier in Südafrika diese VW LKW's gesehen, in dieser Größe sehen wir einen VW das erste mal. Wir übernachten an einem schönen Strand und decken uns am nächsten Tag mit 2T Öl ein, damit es dem Ino gut geht.

 

 

Wir haben viel von den Cederbergen gehört. Von weitem schon sind die Hügel zu sehen. Nach dem Pass kommen wir in ein Tal voller Zitrusbäume und biegen ab auf eine Schotterstraße. Immer wieder tauchen in der recht kargen Landschaft Plantagen auf. Wir wollen zu Jamaka Organic Farm (www.jamaka.co.za).

 

 

 

Jannie und Katrin betreiben hier neben der Farm auch einen Campingplatz inkl. Chalets. Hier haben wir den Platz und die Ruhe um alles möglich zu tun oder einfach nichts zu tun. Der Platz am kleinen Bach ist sehr lang gestreckt und zu dieser Jahreszeit fast leer. Wir sehen den ganzen Tag niemand. Manchmal fahren wir mit der Ina zum Farmhaus um etwas einzukaufen, Internet geht da auch ganz gut und die beiden deutsch sprechenden Besitzer sind auch nette Gesprächspartner. Wir sind in einem Tal umgeben von Hügeln und natürlich schafft es Ellen mich zu einer Wanderung zu überzeugen. Ich denke natürlich, jetzt ein Trial-Motorrad wäre echt super aber der Weg lohnt sich und die Aussicht ist bei diesem Wetter genial.

 

 

Mit der Ina fahren wir über eine ziemliche Waschbrettpiste ins 25 km entfernte Clanwilliam. Nur hier in den Cederergen wächst der berühmte Roibusch-Strauch aus dem nicht nur Tee hergestellt wird. Im Ort steht eine große Rooibus Fabrik.  Wir dürfen im Shop diverse Produkte testen und uns eine Vorführung in deutsch ansehen. Unterwegs sehen wir die eher unauffälligen Büsche unweit der Straße. Zurück auf der Farm können wir uns an den Mangos kaum satt sehen und der Geschmack erst !!!

 

 

Wir werden Zeugen wie eines der Schafe auf der Wiese Nachwuchs bekommt. Das Kleine steht innerhalb einer halben Stunde, um der Gruppe zu folgen.

Die Farm ist groß und es gibt viel zu tun, zu viel für Jannie und Katrin. Jannie hat mir gleich ein paar seiner Baustellen gezeigt, sei es der Trecker der morgens nicht anspringt, da die Vorglühanlage defekt ist, ein Stapler verliert Wasser, der Stutzen ist abgerostet, einige Motorräder bedürfen etwas Pflege und diverse Autos warten schon länger.....

Ok, wir ziehen um und stellen uns auf die Farm und ich versuche zu helfen wo ich kann. Ellen kann die Waschmaschine nutzen und später am Abend genießen wir den Internetzugang. 

 

 

Aktualisierung 27.05.17

 

Ellen reitet nach 35 Jahren wieder mal und das noch ohne Sattel. Sie überlebt es nicht nur, hat sogar Spaß dabei und der Muskelkater hält sich in Grenzen. Ich versuche mich als Landmaschinenschlosser. Jeder Tag länger hier macht den Abschied schwerer. Wir werden herzlich eingeladen wiederzukommen und das meinen sie auch so. Jannie kann jede Hilfe gebrauchen und Katrin freut sich auf Ellen's Hilfe an der Rezeption. Mal sehen wie es bei uns so weitergeht??? 

 

 

Über Clanwilliam und Lamberts Bay fahren wir Richtung Norden. In Klawer übernachten wir auf einem kleinen Campingplatz und fahren am nächsten Morgen durch das Namaqua Weinland. Natürlich machen wir Halt bei der Namaqua Wein Kelterei und machen eine Wein und Biltong Probe. Die 3 Liter Tetra Packs passen perfekt in die Kühlschranktür und so nehmen wir noch ein wenig Vorrat mit, nach 8 Monaten Indien darf die Leber wieder wach werden.

 

 

Über Strandfontain fahren wir weiter nach Springbok, die etwa 300 Kilometer lasse ich mich von Ellen chauffieren. Wir wollen uns den Ort anschauen, bekommen einen recht günstigen Preis auf dem Campingplatz (80 Rand/P) und packen am nächsten Morgen die Ina aus. Am Tor fragen wir den Besitzer, was es hier an Sehenswertem gibt. Er überlegt kurz und die Antwort war schlicht und einfach “nichts“. Wir schauen uns das Museum an, welches in einer ehemaligen Synagoge beheimatet ist. Die jüdische Gemeinde hat sich Anfang der siebziger Jahre aufgelöst und das Gebäude der Stadt überlassen, sowie viele Alltagsgegenstände aus vergangenen Tagen. Namen wie AEG Singer kommen einem sehr bekannt vor. Viel mehr hat das Städtchen wirklich nicht zu bieten, auf dem Heimweg kaufen wir noch zwei Steaks die wir uns schmecken lassen. Auf den meisten Campingplätzen hat jeder Stellplatz sein eigenen Braai (Grill)-platz.

 

Erst spät verlassen wir am nächsten Morgen den Campingplatz, es ist nach 12 Uhr. Wir unterhalten uns lange mit einem Ehepaar aus Südafrika, die mit ihrem Iveco 4x4 seit einem Jahr unterwegs sind. Die Südafrikaner sind etwas anders wie auf unserer bisherigen Reise. Kaum jemand kommt auf einem zu, wenn wir sie darauf ansprechen kommt als Antwort: Wir respektieren die Privatsphäre anderer???

Die Grenze nach Namibia ist nicht weit. Was wird uns an der ersten afrikanischen Grenze erwarten? Alles ist ausgeschildert und hat sein System. Da kaum etwas los ist werden wir sehr schnell abgefertigt. Bei der Einstufung für die Roadtax kommt ein Mitarbeiter sich den Ino anschauen, 570 N$ werden wir los. Die Pässe sind gestempelt, keiner schaut in den LKW, nur eine Frage ob wir Alkohol oder Zigaretten dabei haben, was wir verneinen. Wir fahren los und wundern uns ein wenig, war das alles? 

 

Wir sind in Namibia!!! 

 

Wir wollen eine Piste entlang eines trockenen Flusses unter die Räder nehmen und finden in der Felsenschlucht ein sehr ruhiges Plätzchen. In der Nacht machen wir einige Fotos vom Sternenhimmel, so haben wir den Himmel noch nie gesehen!!!

Wer sich die Karte von Namibia anschaut stellt fest, nur die wenigen großen Straßen sind geteert, alles andere sind mal bessere, mal schlechtere Schotterpisten. Einige Pisten haben eine derart glatte Oberfläche das man im Staub eingehüllt das gleiche Tempo fährt wie auf der Teerstraße.

 

 

In Ai Ais gibt es eine warme Quelle und einen Campingplatz. Hier ist der etwa 90 km lange Wanderweg durch den Fish River Canyon zu Ende. Gruppen werden zum Einstieg nach Hobas gefahren und wandern in 5 Tagen zurück. Hut ab!  Wir treffen einige ältere Menschen, die sich diese Strapaze antun, scheinbar der Traum vieler Namibia Reisender. Es ist nicht nur der Abstieg, das dauernde klettern, im losen Sand vorankommen, die gesamte Verpflegung und alles nötige bis auf Wasser muss jeder im Rucksack mitnehmen. Einmal unten gibt es kein zurück mehr.

Dieser Campingplatz ist wohl der teuerste auf unserer bisherigen Route aber das 32-34° warme Thermalwasser lockt. An der Rezeption bezahlen wir 380 N$ (etwa 26€) und dürfen das Thermalbecken mitnutzen. Noch vor dem Schwimmen laufen wir in den Canyon, es ist mittags, heiß und eigentlich eine doofe Idee. Zurück kaufen wir im Shop das erste namibische Bier und genießen eines vor dem baden gehen. Das Wasser ist so warm, dass sich nach 15 Minuten der Kreislauf meldet, aber es tut richtig gut. Natürlich müssen wir uns am nächsten Morgen den Sonnenaufgang in der Schlucht aus dem Pool anschauen. Das hat so richtig Spaß gemacht, Namibia gibt sich alle Mühe!!!

 

 

Die Piste nach Hobas ist gut und so sind wir recht schnell an der Pforte zum Fish River Canyon um 180 N$ für das 24 Std Ticket zu bezahlen. Nach weiteren 12 Kilometern stehen wir am View Point und bewundern den Canyon. Wir fahren ein wenig weiter und können ungestört am der Kante mit Tee und Gebäck picknicken. Nächster Halt ist der Einstieg in den Canyon und dieser sieht recht spektakulär aus. Steile Felsenstufen wechseln sich mit steilen Schotterpassagen ab, aber irgendwie ist diese Tour doch reizvoll...

 

 

Wir fahren weiter zum Canyon Roadhouse und sind begeistert. Mitten im Nichts steht ein Rasthaus der besonderen Art. Wir machen viele Fotos, hier ist es wie im Paradies, schöne alte Autos über das ganze Gelände und das Lokal verteilt, dazu noch toll dekoriert. Am Abend bekommen wir auch noch leckere Springbock und Oryx-Steaks. Unser Tisch steht an einem Mercedes Ponton Krankenwagen, welch eine Atmosphäre!! So könnten wir uns unser Wohnhaus vorstellen. Wir bleiben einfach hier!

Am nächsten Morgen laufen wir vor dem Frühstück eine 4,5 Kilometer Runde um den Campingplatz.

 

 

Es gibt viel zu sehen in Namibia, also auf die Piste und los! In Keetmanshoop kaufen wir eine MTC SIM Karte, was in 20 Minuten erledigt ist und wollen einen Schnitt in der Außenwand des Reifens reparieren lassen. Der Preis erscheint uns ein wenig übertrieben, so fahren wir weiter zu einem Köcherbaum-Wald in einer Landschaft voller Steinhaufen, welch eine bizarre Welt. Um 4 Uhr werden am Farmgelände die Geparden gefüttert. Wir stehen daneben und bewundern die wunderschönen Tiere, während der Farmer, auch in deutsch humorvoll seine Geschichten erzählt. Am Abend machen wir bei einem traumhaften Sonnenuntergang Bilder, die Kamera kommt hier nicht zur Ruhe.

Wir besuchen den Giant Playground, dort sehen die Steinhaufen fast wie von Menschenhand gestapelt aus. 

Unterwegs sehen wir manchmal den ganzen Tag kein anderes Auto.  In diesem Land, doppelt so groß wie Deutschland leben etwa 2 Millionen Menschen.

 

 

Aktualisierung 17.06.17

 

Wir haben gehört, es gibt eine Destille, da müssen wir hin. Am Naute Damm halten wir für eine Schnappsprobe an. Am See lässt es sich wunderbar übernachten. Wir bekommen den Tipp, uns die Alte Kalköfen Lodge anzuschauen. Hier kümmernt man sich liebevoll um die Rekultivierung der einzigartigen Lithops (blühende Steine). Uns gefällt diese wunderschöne, mit viel Liebe fürs Detail eingerichtete Lodge.

 

 

Da ist ja Öl in der Felge!!! Bei einem Stopp sehe ich die verölte Felge und mir ist klar, der Simmering hat nach 30 Jahren ausgedient. Wir fahren mit gedrosseltem Tempo über die langen Geraden nach Lüderitz. Die Gegend sieht zum Teil wie eine Mondlandschaft aus, am Horizont sind immer wieder Berge zu sehen, dazwischen  wüstenähnliche Landschaften. Links verläuft eine einspurige Bahnlinie, sozusagen in Sand gebaut. Einige Stellen sind völlig von Sanddünen abgedeckt, hier fuhr wohl schon länger kein Zug mehr. Die bei iOverlander eingetragenen Plätze gefallen uns nicht wirklich und so fahren wir zum Campingplatz, wo wir nach einem unwiderstehlichen Angebot 3 Nächte bleiben. Über die Allrad Gemeinschaft bekommen wir von Olli, der in Windhoek lebt, einen Tipp wo wir unser Dichtring wechseln können. Die Firma Plietz ist seit 4 Generationen hier ansässig. Man spricht perfekt deutsch obwohl die meisten der Familie noch nie in Deutschland waren. Welch ein Glück, dass ich den Simmerring hier wechseln darf. Zu dritt mit einer sehr langen Verlängerung versuchen wir die beim Reifenwechsel festgeknallten Radmuttern zu lösen, nie wieder lasse ich jemand die Radmuttern anziehen! Mit viel Anstrengung schaffen wir die Muttern zu lösen, das hätte ich unterwegs nie geschafft!!! Das Wechseln vom Simmerring ist keine große Sache, ich hatte zwei dabei und so kann ich alle Teile reinigen und den neuen Dichtring einsetzen. Die Bremse ist bis auf eine kleine Ecke vom Öl verschont geblieben, die Radlager sind nicht mehr neuwertig aber auch nicht defekt. Nach einer gründlichen Reinigung dürfen alle Teile wieder an ihren Platz und die Radmuttern werden mit Drehmoment angezogen!!! Der Ino ist wieder dicht und ich fühle mich gut, schließlich habe ich den den Siri das erste Mal getauscht. Mit vereinten Kräften lösen wir noch die Radmuttern auf der anderen Seite um sie mit entsprechendem Drehmoment anzuziehen. Nach ein paar Kilometern fülle ich noch ein wenig Öl in die Hinterachse, dann stimmt der Ölstand wieder. Wir schauen uns Lüderitz an, es ist sehr seltsam überall deutsche Namen zu lesen, viele sprechen auch deutsch.

 

 

Der Höhepunkt ist dann der Besuch der ein paar Kilometer entfernten verlassenen Stadt Kolmannskuppe. Bei der deutschsprachigen Führung bekommen wir Einblicke in das Leben und Arbeiten an diesem menschenfeindlichen Ort. Vor dem ersten Weltkrieg wurde hier eine Stadt aufgebaut, nachdem ein Arbeiter Diamanten gefunden hat. Die Häuseransiedlung wuchs zu einer kleinen Stadt mit Krankenhaus, Bäckerei, Schlachterei, Schwimmbad, Kegelbahn, einer Turnhalle mit Bühne für Aufführungen. An alles wurde gedacht. Es gab hier kein Wasser, das musste wie alles andere transportiert werden. Die reichste Frau am Ort war die Besitzerin vom Einkaufsladen, sehr lustig lassen sich die Einkaufslisten von damals lesen. Jede Familie bekam einmal täglich einen Eisblock für den Kühlschrank sowie Soda und Trinkwasser. Die Eisblöcke wurden in der eigenen Eisfabrik hergestellt. Die Küche fertigte jeden Tag für über 300 Menschen Essen an. Über Schienen war die gesamte Anlage verbunden. Die Arbeiter bekamen alle einen 2 Jahres Vertrag, dafür krochen sie jeden Tag auf dem Boden nebeneinander um Diamanten zu finden. Das erste Röntgengerät in Afrika war hier stationiert, nicht nur für die Verletzten. Der eine oder andere Diamant wurde auf dem Röntgentisch entdeckt. Einige Gebäude sind recht gut erhalten, andere stark verfallen und vom Wind mit Sand zugeweht. Es ist schon ziemlich spannend zu sehen wie weit weg von Deutschland die damals neusten Technologien benutzt, und mit welcher Gründlichkeit alles umgesetzt und protokolliert wurde.

 

 

Es geht wieder weiter, von Meereshöhe zurück nach Aus, was auf etwa 1500 Meter liegt. Dort tanken wir und fahren weiter Richtung Hermelinghausen. Kurz vorher geht es nach Betta. Hinter der kleinen Häuseransiedlung versuche ich neben der Straße einen Übernachtungsplatz zu finden. Der Sand wir immer loser und der Ino steckt fest. Mit ein wenig schaufeln und hin und her fahren kommen wir mit Allrad wieder auf die Piste und bleiben ein paar Kilometer weiter vor einer Farm stehen.