Oman im März

 

 

Inzwischen ist es März, die Temperaturen steigen und hier im Süden auch die Luftfeuchtigkeit. Wir erkundigen uns über den Einbau einer Klimaanlage, hier gibt es einige Spezialisten, aber wir können uns nicht entscheiden. Einerseits ist während der Fahrt eine Klima sicher sehr schön und vielleicht auch notwendig, was ist aber wenn wir stehen? Wir stehen immer länger als wir fahren, die Entscheidung ist noch nicht getroffen. 

Wir schauen uns die Sultan Qaboos Moschee an, schön das auch Frauen den Prunkbau besuchen dürfen. Im Souk kaufen wir noch ein wenig frisches Gemüse ein und sind immer wieder von den spannenden Menschen angetan.

Es kommen hier nicht viele Traveller vorbei und so staunen wir nicht schlecht als plötzlich ein Unimog den Strand entlang fährt. Claudio und Kathrin leben schon seit 6 Jahren in Salalah. Unglaublich was für eine Geschichte die Beiden zu erzählen haben. Am Abend treffen wir die Beiden in ihrem Haus und lauschen den Geschichten. Claudio, eigentlich Italiener aber in Afrika geboren und fast das ganze Leben dort verbracht. Mehrmals hat er wegen diverser Kriege gerade noch so das Land verlassen. Er hat seinen Container mit allem was eine LKW- und Baumaschinenwerkstatt benötigt jetzt hier stationiert und einen recht guten Auftrag für eine große Firma erhalten. Kathrin wollte immer ein anderes Leben führen und ging in jungen Jahren als Entwicklungshelferin nach Jemen. Dort habe sich die beiden kennengelernt und sind seit dem ein super Team!

 

 

Die Allrad Gemeinschaft hat mir geholfen den Luftverlust im Handbremsventil zu lokalisieren (vielen Dank). Das Ventil habe ich ausgetauscht, das mitgeführte hat gepasst und die Handbremse arbeitet so gut wie schon lange nicht mehr! In einem Hinterhof im Schrauberviertel konnte ich im Schatten (Tauwetter für Dicke) die Arbeit schnell erledigen. Naja irgendwas ist immer. Zum gegenhalten brauchte ich einen schlanken 19er Schlüssel, den musste ich erst anfertigen. Binu, er betreibt eine Klimafirma, hat uns zu seinem Haus in Kerala Indien eingeladen, es steht leer und wir können es jederzeit nutzen. Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft ist für mich manchmal schon beschämend, weil ich es von Deutschland so nicht gewohnt bin. 

 

 

Das ist schon mal meine Welt. Schrauben an Motorrädern habe ich schon immer gemocht, der Motor liegt vor uns und der Getriebefehler ist nach intensiver Suche entdeckt. Wir können den Motor mit vorhandenen Ersatzteilen instandsetzen und schon ist wieder eine der vielen Yamaha's WR450 bald fahrbereit. Am nächsten Morgen wird ein weiterer Motor seziert und gegen Mittag ist auch dieser wieder komplett. Das Getriebe lässt sich wieder schalten und Luigi (16-facher Dakar Teilnehmer) und sein Sohn Marcello Algerie sind froh. Sie bieten hier im Oman sehr schöne Offroad Touren an (www.aroundthedesert.com). Irgendwie kommen wir hier nicht weg aber das hat mal wieder Spaß gemacht, den Abend haben wir gemeinsam zuerst mit Pasta und dann mit Ellen's Bohnen mit Kartoffeln und Schnitzel sowie italienischem Rotwein ausklingen lassen. Natürlich haben wir mitten in der Werkstatt gegessen, das hat was!

 

 

Nach dem Besuch der Schraubermeile und Abschied nehmen von Binu fahren wir raus aus der Stadt. Vorher kaufe ich noch in meinem Lieblingsladen einen Mann Ölfilter für 7,50 Euro und Ellen ein wenig frisches Obst. Ich probiere Zuckerrohr, man kaut es bis der süße Saft draußen ist, eigentlich nicht schlecht.

Wir besuchen das Wadi Dirbat und zwei riesige Sink Holes, Tawi Atair und Tayk Cave. Es fällt uns nicht leicht von Salalah wegzufahren. Wir hatten einen schönen Stellplatz, haben sehr nette, hilfsbereite Leute kennen gelernt und fanden das Klima und das tolle frische Obst einfach super. Ich hätte noch Tage in der Schraubermeile verbringen können.

 

 

Wir entscheiden uns, nicht in die Berge zu fahren, das Wetter ist nicht sehr schön, wolkig und sehr windig. Die Straße führt wieder zurück zur Küste und wir halten unterwegs an eine Ansammlung von Affenbrotbäumen. Einer ist besonders mächtig, was der wohl alles zu erzählen hätte?

Weiter geht es an der Küste entlang bis wir wieder an der Delphin-Bucht sind. Mit GoPro ausgestattet trauen wir uns ins Wasser und die Delphine schwimmen vielleicht 5 Meter entfernt mehrmals an uns vorbei. Sehr schönes Gefühl, gerne hätte ich sie angefasst aber wenn sie auf uns zuschwimmen wird da einem schon mal etwas mulmig. Auf jeden Fall hat das viel Spaß gemacht. (Wenn das Internet etwas besser ist kommt noch das Video.)

 

 

 

Das Wadi Shuwaymiyyah ist unser nächstes Ziel und wir fahren 20 Kilometer Piste in das Wadi hinein. Eine irre Landschaft führt uns bis zur Oase. Das Wasser plätschert aus dem Fels, wir sind begeistert, aber das Wetter nicht. Wir bekommen die ersten Regentropfen ab, es bläst ein kräftiger Wind. Wir entscheiden uns nicht im Wadi zu übernachten (der Regen der letzten Tage hatte einige Wadis unpassierbar gemacht) und fahren zurück an die Küste.

Wir suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen an der Straße Richtung Sharbithat. 

Am nächsten Morgen fahren wir zum Strand einige Kilometer außerhalb und finden dort ein nettes Plätzchen. Wir laufen am einsamen Strand entlang, er ist sogar einigermaßen sauber. 

17°56'29'' N 56°12'20'' O

 

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Norden.  

Unterwegs tanken wir Wasser und landen am Strand vom Wadi Dhurf. 

18°56'47'' N 57°20'53'' O

 

 

 

Salalah bis Muscat sind mal eben 1200 Kilometer entlang der Küste. Unterwegs sieht man einiges, Hirtenjungen, schlafende Bauarbeiter und grüne Landschaften nach dem Unwetter der letzten Tage.

 

Wir haben uns entschieden die Wüstenpiste von der Küste, Quihayd nach Al Mintirib zu nehmen. Es sind ca. 150 Kilometer durch die Wüste, das wird spannend. Die ersten 10 Kilometer waren schon interessant. Erst haben wir den Einstieg nicht gleich gefunden und dann ging es über Dünen auf 50 Meter breiten Pisten oder besser gesagt ganz viele Spuren nebeneinander. Kurz später war nur noch eine Spur zu befahren, da es durch mit Büschen bewachsene Wüstenlandschaft ging. Wir übernachten neben der Piste in einer Senke. Die Strecke öffnet sich und der schmale Weg durch die mit Büschen bewachsene Landschaft wird immer breiter. Einige Kilometer weiter erklimmen wir einige Dünen und meistern steile Auf- und Abfahrten. An einer Abfahrt rutscht der Ino durch die schräge Piste ein wenig vom Weg, ich kann aber durch gasgeben und abwärts aus der Spur lenken die Situation entschärfen.

Es macht viel Spaß in dieser Gegend unterwegs zu sein, überhaupt bietet uns der Oman soviel Freiraum wie kein anderes Land das wir bis jetzt bereist haben. Jeden Abend einen Stellplatz finden ist das einfachste überhaupt, keiner stört sich an uns, die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. 

Bald treffen wir Jürgen und Gerti mit ihrem MAN, die auf uns auf einer Düne warten. Die modernen Medien machen es möglich, das Mobilfunknetz im Oman ist sehr gut ausgebaut, so stehen wir bald neben den Beiden. Es gibt viel zu erzählen, es wird ein sehr netter Abend und nächster Tag.

 

 

Zurück in Muscat tauchen wir wieder in das Stadtleben ein. Supermärkte mit einer riesigen Auswahl, wir versuchen, wiedermal, näher an das Thema Klimaanlage heranzugehen, nicht einfach. Bis hier sind wir prima ohne Klima ausgekommen, unsere Reisezeit war bis jetzt perfekt geplant. Jetzt geht es aber im Sommer in die heißen Länder und da werden wir sicher an unsere Grenzen kommen. Die Entscheidung ist nicht einfach, während der Fahrt sicher angenehm wäre eine Fahrerhausklima. Wenn wir ankommen steht der Ino meistens länger und der Wohnkoffer heizt sich auf und bei über 30° wird das schlafen eher ein einnicken in der Sauna. Wir werden das Thema in Dubai noch einmal angehen ansonsten gibt es einen Luftquirl, der bläst uns hoffentlich in den Schlaf.

Der Alltag unterwegs hat so langsam seine Rituale, alle 3 Tage muss die Toilettenkasette geleert werden, die Solarzellen brauchen auch öfters eine Reinigung nach dem vielen Sand hier. Die tägliche Frage: "Was essen wir heute Abend" muss ja auch geklärt werden. Auch die ToDo Liste am Ino wird nicht wirklich kleiner, es sind oft Kleinigkeiten aber auch die müssen mal erledigt werden. Als Beispiel unsere Rückfahrkamera. Sie ging während der Fahrt auf einmal an und wieder aus, bis sie fast im Sekundentakt das Spiel spielte. Fehler habe ich keinen gefunden also haben ich einen extra Schalter für die Kamera installiert und schon geht alles wieder. Unsere guten Campingstühle haben auch schon mehrmals nach mir gerufen, an der Verbindungsstange sind die Nieten herausgebrochen oder die Armlehnen-Arretierung verließ plötzlich den Kontakt zum Gestell. Wir haben schon einige USB Steckdosen aber zu wenige, heute geht vieles über USB.

Ibrahim lädt uns zu sich ein. Wir essen gemeinsam eine sehr leckere Reis/Huhn Pfanne, anschließend wird Ellen mit Weihrauch eingenebelt.

Wir wollen den Freitags Flohmarkt sehen und so fahren wir gemeinsam uns das bunte Treiben mit angeschlossener Auto-Verkaufsausstellung anzuschauen.

 

 

Die Moskitonetze der Seitz Fenster sind nicht wirklich dicht, so müssen wir uns etwas einfallen lasen. Aus einem riesigen Moskitonetz lassen wir in Muscat jeweils kleinere passend für die Fenster nähen. Ein Gummizug soll sie über den Rahmen halten. Zusätzlich werden in jede Ecke kleine Haken befestigt, mal sehen ob es funktioniert.

 

Auf dem Weg in die Stadt treffen wir Jürgen und Clelia aus Deutschland mit ihren wunderschönen Mopeds. Wir fahren gemeinsam zum Strand und verbringen dort ein paar nette Tage.

 

Ellen hat Erdnüsse in der Pfanne geröstet und ich betätige mich als Laubbläser und versuche die Schalen aus der Pfanne zu blasen. 

 

Wir bekommen Besuch von zwei netten Jungs mit einem Pinzgauer, die eigentlich mal einen Trip nach Deutschland machen wollen. Oman ist voller Pinzgauer, das Militär hatte mal kräftig eingekauft.

 

 

Beim Verlassen der Stadt besuchen wir die Sultan Qaboos Moschee. Ein Bau der Superlative, der Kronleuchter war bis vor kurzem der größte der Welt, er wiegt etwa soviel wie unser Ino und kommt auch aus Deutschland. Der Teppich ist etwa 60 x 70 Meter und das am Stück.

Bevor wir endgültig Muscat Ade sagen halten wir noch bei unserer Kleberfirma und lassen uns ein Schild “LEFT HAND DRIVE“ machen. Ab Pakistan fahren sie alle auf der falschen Seite!!! 

Durchs Landesinnere, über die Berge wollen wir Richtung UAE fahren. Die zwei Monate Oman sind echt schnell vorbei gegangen, unser Visum läuft aus.

Unterwegs halten wir an einer warmen Quelle mit einem kleinen Pool an und finden kurz später einen sehr netten Schlafplatz in einem Wadi. 

 

 

Gegen 6 Uhr werde ich wach, die ersten Autos rücken an, wird nichts mit dem ruhigen Plätzchen. Es ist Freitag, schönes Wetter und im Wadi ist Wasser. Keine Stunde später füllt sich der Platz, wir hatten noch Bedenken hier zu waschen. Neben uns stehen 2 LKW's im Wasser und werden großzügig gewaschen. Die Familie direkt hinter uns hat eine Ziege mitgebracht, diese überlebt die nächste Stunde nicht und der Fluss färbt sich rot. Wir lassen uns nicht stören und machen den Ino, die Ina, die Teppiche und alles andere sauber. Ich teste die kleine Tauchpumpe. In eine Schüssel wird ein Stein gelegt, im Fluss versenkt und schon saugt die Pumpe aus dem Fluss, sogar auf dem Dach kann ich mit dem Wasserdruck putzen.  Gegen Mittag sind wir fertig und fahren weiter Richtung Grenze.

Wir halten an den Bienenkorbgräbern. 5000 Jahre stehen diese Steingräber hier und sind ein UNESCO Weltkulturerbe. Der Fußweg führt uns zwischen Plantagen zu den Gräbern, keine Beschriftung oder Infotafel unterwegs, hmmm.

Die letzten Tage hat es viel geregnet und die Wadi's haben einiges an Material auf die Straßen gespült. Vor zwei Tagen mussten Menschen mit Hubschraubern gerettet werden.

 

 

 

Morgen geht es zur Grenze, die zwei Monate Oman sind vorbei, schade. Wir kommen sicher wieder! Kein anderes Land auf der Reise hat es uns so einfach gemacht es zu bereisen.

Wir haben schon darüber nachgedacht, hier geführte Touren anzubieten, um unsere Erfahrungen an andere weiter zu geben, wer weiß?!

 

 

Die Grenze ist schnell passiert, das Carnet abgestempelt und schon sind wir wieder in VAE. Der LULU in Al Ain ist unser erstes Ziel und zwar die Elektroabteilung. Fritz und Rosmarie haben uns oft mit frisch gebackenem Brot beschenkt. Ich hätte nie gedacht, dass ich auf die Idee komme eine Brotbackmaschine zu kaufen und mitzunehmen, jetzt haben wir eine! Die 480 Watt der Kenwood schafft unsere Solaranlage und so können wir jetzt frisches Brot backen (Rezepte sind willkommen).

Am Abend fahren wir auf den höchsten Berg von Abu Dhabi. Von Al Ain schlengelt sich eine der 10 spektakulärsten Bergstraßen der Welt, steht zumindest auf Schildern, auf über 1000 Meter zum Jebel Hafeet. Den Ausblick teilen wir mit vielen Ausflüglern.

 

 

Am Strand von Dubai treffen wir wieder Gerti, Jürgen und Hefe, dessen Familie nach Antalya geflogen ist und er jetzt möglichst zügig, mit beiden Hunden, hinterherfährt. Er musste einiges erledigen, nach der Hausgeburt hier und Overstay gab es einige Schwierigkeiten.

Am Strand besucht uns Munir, er startet bald eine Tour durch Europa. In 4 Monaten möchte er über 30000 Km zurücklegen. Am Abend werden wir alle abgeholt und in seiner Stahlbaufirma sehr lecker bekocht. Er erzählt uns über seine Firma und wie es zu dieser Idee kam. Ein sehr entspannter Mensch, dem wir alle gerne zuhören. Wir werden ihn wieder treffen.

Gerti und Jürgen beschließen die gleiche Fähre wie Hefe zu nehmen. Am Abend vor der Verschiffung macht Hefe wieder mal Käsespätzle und zwar die Weltbesten! Stephan kommt mit seinem Besuch vorbei, wir bekommen unser neues Carnet und die Pässe mit den Visas frisch aus Deutschland und essen gemeinsam am Strand. Jetzt sind wir die letzten Mohikaner. Wir werden die gemeinsamen Tage nicht so schnell vergessen!